Die frühere Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ist die einzige Anstalt in Niedersachsen, für die im Rahmen staatsanwaltlicher Ermittlungen ab 1945 durch Einlassungen von Verantwortlichen zweifelsfrei festgestellt wurde, dass es sich um eine Tötungsstätte in der Anstaltspsychiatrie gehandelt hat. Nach bisherigen Forschungsergebnissen ist die Zahl der Kinder-Opfer mit rund 300 bis 350 überdurchschnittlich hoch.
Lüneburg war eine von etwa 31 „Kinderfachabteilungen” im Deutschen Reich. Außerdem war die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg für einige hundert Patientinnen und Patienten eine „Durchgangsanstalt” zur zentralen Tötungsanstalt Hadamar sowie 1944 eine Sammelstelle für Patientinnen und Patienten ausländischer Herkunft. Niedersachsenweit war die Lüneburger Anstalt führend in der Aussonderung von Patientinnen und Patienten, im Rahmen der „Aktion T4” wurden mindestens 475 „planwirtschaftlich verlegt“. Aus keiner anderen niedersächsischen Anstalt kamen so viele Patientinnen und Patienten in der „Aktion T4” ums Leben.
Aufgrund des Einzugsgebietes nahm Lüneburg auch in Bezug auf die reichsweiten „Kinderfachabteilungen” und die „Ausländersammelstellen“ eine Sonderstellung ein. Die Patientinnen und Patienten kamen aus dem gesamten norddeutschen Raum. Die „Euthanasie“-Gedenkstätte hat somit in besonderem Maße eine überregionale Bedeutung für NS-Euthanasie/NS-Psychiatrie 1940-1945.
Auf Basis dieser Alleinstellungsmerkmale wurde die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände der heutigen Psychiatrischen Klinik Lüneburg befürwortet und unterstützt.
Die ersten Überlegungen für eine Gedenkstätte auf dem Gelände liegen viele Jahre zurück. In die Konzeption flossen umfangreiche Materialien und Vorarbeiten der „Arbeitsgruppe Geschichte” (1998 bis 2001) ein. Seither gibt es eine regelmäßig tagende „Arbeitsgruppe Gedenkstätte”, die ehrenamtlich die Gedenkstätte begleitet. Eine Neugestaltung, die aktuellen Forschungsergebnissen Rechnung trägt, befindet sich in Umsetzung.