Das Konzept der „Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg

2009 hat sich die Gedenkstätte ein Gesamtkonzept gegeben, das anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Konzept wird seit September 2015 im Zuge der Neugestaltung der Gedenkstätte weiter- entwickelt.

Darüber hinaus baut die „Euthanasie“-Gedenkstätte ihr Angebot fortlaufend weiter aus, seit 2012 mit dem Schwerpunkt „Inklusionsorientierte Bildungs- arbeit”. Das programmatische Selbstverständnis zeichnet sich durch die Berücksichtigung der verschiedenen Lern-Bedarfe von Menschen mit Behinderung, die Anwendung „inklusiven Geschichtslernens“, eine konsequente Gegenwarts- orientierung, die Einbeziehung medizin-historischer und sozialpsychiatrischer Entwicklungen vor und nach 1933-1945 sowie eine „Re-Anonymisierung” von Patienten und Verantwortlichen der NS-Psychiatrie aus.

Multiperspektivische biografische Zugänge und handlungsorientiertes Erkunden und Lernen gehören zum Standard der „Euthanasie“-Gedenkstätte. In der Betonung einer menschenrechtsorientierten und historisch vergleichenden Perspektive versteht sich die Gedenkstätte zudem als Akteur der „Disability History” und Disability-Forschung, an der Schnittstelle zwischen Menschenrechts- und Demokratiebildung, Zeitgeschichte und Gegenwartspsychiatrie bzw. Behindertenarbeit.

Anlass und Ziel der „Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg

In der Gedenkstättenarbeit drücken sich vielseitige Bestrebungen aus. Es geht darum, die Achtung der Menschenwürde, Toleranz, eine demokratische Erziehung und Einstellung der Menschen zu stärken.

Mit der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg wurde ein Ereignis- und Lernort geschaffen, um einerseits ein angemessenes Gedenken an die Opfer zu ermöglichen und andererseits die Geschichte des Ortes zu erforschen und zu vermitteln.

Anlass und Ziel der „Euthanasie“-Gedenkstätte ist es, Interessierte über die NS-Verbrechen in der Psychiatrie aufzuklären, Vorurteilen gegenüber der Psychiatrie angemessen zu begegnen und ein Verständnis für die Probleme sozial diskriminierter und isolierter Personen zu fördern. Ebenso soll verständlich werden, welche Auswüchse eine Diktatur hervorgebracht hat, wobei Handlungsperspektiven der historischen Akteure ebenso erkennbar werden sollen wie auch Denk- und Handlungsmöglichkeiten der Besucher/-gruppen. Dies ist ein Beitrag zur Förderung zivilgesellschaftlicher Verantwortung durch politische Bildung in einem demokratischen Gemeinwesen.

Darüber hinaus stellt sich die Gedenkstätte im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Aufgabe, fortlaufend Forschung zu betreiben und der Öffentlichkeit neue Erkenntnisse in geeigneter Form zugänglich zu machen.

Zielgruppen

Neben dem Personal der Psychiatrischen Klinik Lüneburg sind Schulklassen aus Lüneburg, Niedersachsen und Bremen, Mitarbeiter der Gesundheits- und Krankenpflege, der Behindertenarbeit und Psychiatrie, Psychiatrieerfahrene und deren Angehörige sowie politisch-historisch interessierte Gruppen und Einzelbesucher der außerschulischen Bildungsarbeit Zielgruppen der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg.

Darüber hinaus richten sich die Angebote der Gedenkstätte an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (v. a. Pädagogen, Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher, Referendare und Lehrkräfte) sowie an Begegnungsgruppen und ihre Leitung/Teamer.

Durch die Entwicklung geeigneter Materialien und Workshops werden auch Grundschulklassen (ab Jg. 4) sowie Gruppen mit Menschen mit Behinderung als Zielgruppen angesprochen,